Es war einmal eine junge Dame in Deutschland. Nennen wir sie einfach Frau C aus T im P.
Um meinen Lesern das Grübeln darüber zu ersparen, wo dieser ominöse Ort «T im P» wohl liegen möge, sei darauf verwiesen, dass es weit weg ist. So etwa 9000km.
Dieses nette Mädel hat unser Land leider wieder verlassen. Schade. Nicht jedoch ohne uns eine großartige Lektion in Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu hinterlassen.
So saß sie Tag ein – Tag aus im Büro und fristete ihr Dasein in einem Job den sie hasste. Es seien, so versicherte sie, nicht nur sie selbst, sondern nahezu ALLE ihre Mitstreiter, Männlein wie Weiblein, unzufrieden.
Ständig diese Überstunden ohne Ausgleich, stickiges Büro, doofe Aufgaben, geiziger Chef, miese Bezahlung. Über mehrere Wochen klagte sie uns von ihrem Leid.
Doch dann geschah etwas. Sie begann, nach Feierabend, ihren Lebenslauf auf Stand zu bringen, im Internet zu recherchieren, in sich zu gehen, aus sich zu gehen, mit Freunden zu sprechen.
Frau C wollte da raus. Sie hatte die Schnauze voll!
So kam es dann auch, dass sie ihre Kollegen fragte, ob diese nicht auch schon einmal daran gedacht hätten, nach etwas Neuem zu suchen. Vom Jammern alleine ändere sich doch nichts!
Die Antworten erstaunten sie: «abends bin ich viel zu müde», «ich bin schon zu alt für was Neues», «das ist zu anstrengend», «nach Feierabend mag ich nur noch auf dem Sofa liegen».
Tagsüber machte unsere Freundin also haargenau dasselbe wie alle anderen: schuften, meckern, Überstunden. Doch abends – da trennten sich die Wege in jeder Hinsicht. Anstatt in die Glotze zu starren, saß sie nun bis Nachts vor dem Rechner und recherchierte. Aller Erschöpfung zum Trotz.
Nach einigen Monaten wurde sie fündig. Sie bewarb sich, stellte sich vor und wurde ausgewählt.
Es winkte eine Stelle als Flugbegleiterin in einem ihr unbekannten Land. Das roch nach Abenteuer und frischem Wind im Leben. Der alte Boss versuchte sie zwar noch zu halten, doch vergebens. Seine Kleinkariertheit konnte den Verlockungen der großen, weiten Welt nichts entgegenstellen.
Seit nunmehr fast 5 Jahren sendet Frau C Fotos und Berichte aus Kapstadt, Paris, Osaka, Sydney und vielen weiteren exotischen Orten. Bilder vom Strand, leckerem Essen und Sonnenschein.
Bei einem späteren Besuch eröffnete sie uns, dass leider nicht alles so perfekt sei, wie es scheint. Renitente Passagiere, Jet Lag und ein Leben aus dem Koffer gehörten eben zum Alltag. Dennoch überwogen die Vorteile und ihre Freude, den Schritt gewagt zu haben.
Frau C aus T im P hat ihr Leben selber in die Hand genommen. Drei Monate schufften statt 30 Jahre zu versauern.
Und die damaligen Kollegen? Keine Ahnung, doch das Märchen dürfte in etwa so enden:
Wenn sie nicht gestorben sind, so lamentieren sie noch heute.
Zeit zum Handeln: Wann hast Du das letzte Mal Deinen Lebenslauf auf Stand gebracht?
Viele Grüße
Olliwaa
P.s.: Das Foto zeigt Frau C in Kapstadt. Wo sie wohl morgen sein wird?