#FridaysForFuture: Warum ich sie nicht unterstützen kann

Kategorien Politik
Fridays For Future in Dresden

Die Vermüllung meiner Umgebung durch Plastik und Beton erfüllt mich regelmäßig mit Wut und Trauer. Als Schüler war ich Umweltaktivist. Trotzdem kann ich mich mit «FfF» nicht recht anfreunden.

Selbst Umweltaktivist

An die Proteste vor der Dorf-Tankstelle erinnere ich mich gut. Mein Freund Marc und ich hielten Bettlaken-Banner hoch, kamen fast unter die Räder, kassierten Ohrfeigen und lösten Polizeieinsätze aus – mit Bomben-Attrappen, die wir neben der Zapfsäule platzierten. Gott, wie alt war ich da, 12 oder 13?

Dann wurde die Tanke abgerissen und wir waren stolz! Ob es tatsächlich an uns lag, werde ich nie erfahren; es sollte dort ohnehin ein Wohnquartier entstehen. Doch darum ging es nicht, solange von dieser Benzinoase Alt-Öl in den angrenzenden Bach geleitet wurde, kämpften wir unerschrocken.

Selbst Umweltsünder

Seit meiner Geburt zerstöre ich die Umwelt. Wie ich es drehe und wende, ich bin ein Problem für Mutter Erde.

Da hilft es auch nicht, alle Lampen durch LED ersetzt, die Ölheizung raus geschmissen, den Fleischkonsum reduziert zu haben. Oder Unrat von der Straße aufzusammeln, auf Einwegbecher in der Kantine zu verzichten, Rad zu fahren oder zu gehen, wann immer möglich.

Ich war mehrfach auf der anderen Seite der Erde und so oft in Asien, dass ich aufgehört habe zu zählen; auch sonst bin ich viel gereist und es gab Zeiten, da ich bald jede Woche beruflich geflogen bin.

Wenn ich einkaufe, fallen trotz aller Bemühung Unmengen an Plastik an. Ich lade mein Handy, betanke unsere Karre, produziere Abfall ohne Ende!

Die Nicht-Einhaltung des Pariser Klima-Abkommens ist auch meine Schuld.

Meinetwegen wird Öl gefördert, Kohle abgebaut und Atommüll produziert. Wie sonst sollte mein Lebensstil funktionieren? Das größte Umweltproblem begegnet mir jeden Morgen im Spiegel.

Was in aller Welt würde mich dazu legitimieren, beim globalen Klimastreik, Seite an Seite mit jungen Menschen, zu rufen:

«Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut»?

Mein Problem mit FfF

Gut, dass Jugendliche uns Erwachsenen ins Gesicht brüllen, welch dekadente Arschlöcher wir sind. Sie haben jedes Recht dazu, auch wenn sie Freitags im hart erarbeiteten Wohlstand ihrer Eltern erwachen.

Allein, ich habe Zweifel, dass es etwas bringt. Es spricht nichts, aber auch gar nichts dafür, dass die Menschheit – geschweige denn «die Politik» – sich auch nur um einen Millimeter in die gewünschte Richtung bewegen wird.

Das Gegenteil ist der Fall. Es wird weltweit immer mehr gebaut, gebaut, gebaut, geflogen, gefahren, kaputt gemacht. Es scheint, je mehr die Menschheit über Umwelt redet, desto schneller wird diese von ihr zerstört.

Doch das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Mein Problem mit FfF ist ein anderes. Genauer gesagt, sind es zwei:

Problem #1: Unterwanderung

Es ist kein Geheimnis, und ich habe es selbst gesehen: die Freitagsproteste werden von Linksradikalen unterwandert. Von Antifa, «Ende Gelände», FAU, der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD), oder der Interventionistischen Linken (IL).

Linksradikale kapern Fridays For Future
«FAU Dresden» – Linksradikale kapern die Klimaproteste für ihre kommunistischen Gesellschafts-Phantasien

Die Methoden der Antifa erinnern an die Sturmabteilung (SA) der Nazis: denunzieren, verfolgen, verprügeln politischer Gegner.

Im Namen des Kommunismus wurden Millionen Menschen ermordet oder sind in Gulags verreckt. Wer das verklärt, soll nach Nordkorea auswandern.

Dafür können die Schüler nichts, doch solange die Organisatoren sich nicht eindeutig distanzieren und solche Leute aus ihren Reihen verbannen, machen sie sich mit ihnen gemein. Bekennende AfD- und Pegida Leute würden garantiert auch nicht für eine Minute toleriert.

Guten Gewissens kann ich keine Demonstration unterstützen, bei der anti-demokratische Extrem-Kräfte mitmischen. Weder linke, noch rechte.

Problem #2: Der Slogan

Der Schlachtruf «Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut» geht mir voll gegen den Strich.

Diese vereinfachende Täter-Opfer Sicht ist typisch für Links- und Rechts-Populisten. Die Jugend ist, gewollt oder nicht, Teil der Misere und sollte es anerkennen. Mit dem Finger auf andere zu zeigen führt zu nichts als Gegenwehr. Der traurige Spott und Hass gegen Schüler und Greta Thunberg bezeugen es eindrücklich.

Überhaupt: wer sollte sich von diesem ominösen «ihr» angesprochen fühlen? Außer mir vielleicht eine Handvoll anderer. Viel zu wenig!

Solange man die Schuld anderen in die Schuhe schiebt, gibt man ihnen die Macht und lässt das größte Potential ungenutzt: die Person im Spiegel.

Wie es besser gehen könnte

Immer dagegen, alles Scheiße, Apokalypse. Wieviel sympathischer wären Fridays For Future, würde man brutal ehrlich mit sich selber sein?

Es würde Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, wenn man sagte, man trage selbst zur Zerstörung der Umwelt bei und es sei unendlich schwer, aus dieser Nummer wieder raus zu kommen. Und dennoch, oder gerade deswegen, wolle man nach Wegen suchen, das zu ändern. Erfolg ungewiss, aber wir probieren’s – kommt alle mit! Ich wäre dabei!

Und wie viele Menschen könnten mobilisiert werden, würde es gelingen, ein positives Narrativ zu entwickeln? Eine Aufbruchstimmung, die Mut macht und aufzeigt, wie wir das Klima retten und die Familie ernähren.

«Dagegen» macht das Gehirn zu und verengt den Blick. Mit Verboten und Horrorszenarien lässt sich eine ignorante und gehetzte Welt nicht bessern.

Wo, wenn nicht in Europas Jugend, schlummert riesiges Potential an Erfindergeist? Diese Energie sollte FfF nutzbar machen, anstatt Gefahr zu laufen, zu einer Weltuntergangs-Sekte zu verkommen.

Und noch ein Gedanke: auf die Politik zu hoffen ist Warten auf Godot.

2019, Oliver Schömburg (Olliwaa)

1 Gedanke zu „#FridaysForFuture: Warum ich sie nicht unterstützen kann

  1. Hey Olli,
    egal welchen deiner Beiträge man auch nimmt, sie zeugen alle von einer Weitsicht, die den meisten von uns fehlt. Es ist das Einfachste mit dem Finger auf andere zu zeigen. Kritik an sich selbst lässt keiner gern zu, ist aber der einzige Weg aus unserem wachsenden und unaufhaltsamen Umweltproblem. Wir Menschen haben in den letzten 200 Jahren Ressourcen zerstört, zu deren Herstellung unsere Erde viele Millionen Jahre gebraucht hat. Und der Vorrat ist endlich – absolut!!! Alles wird knapper, wer genau hinsieht, bemerkt es überall. Die vielen Kriege auf unserer Welt sind ein sehr deutliche Zeichen. Der Radikalismus ist auf dem Vormarsch. Begünstigt durch einen Mangel an Bildung. Derzeit herrscht die Einstellung: ich mach nur soviel, wie ich muss. In den Industriestaaten muss man morgens nicht um Nahrung kämpfen, es ist ja alles im Überfluss da. Selbst die Reizüberflutung. Und dieses Zuviel-von-allem ruft Frust, Aggression und Perspektivlosigkeit hervor. Denken ist nicht mehr in, ich frag lieber Google. Da haben es Despoten, Religionsfanatiker und Proleten so leicht. Und was ist dann immer die Folge? Seit Bestehen der Menschheit? Eine gewaltsame Umverteilung der Ressourcen – Krieg!
    Wir steuern massiv und mit Volldampf darauf zu, und keiner will es wahrhaben. Doch wer die Geschichte unserer Welt im Blick hat, bemerkt es deutlich…
    Mit fällt es schwer auf Vernunft zu hoffen, schon gar nicht vom unserer Politik.

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