Liebe Greta Thunberg,
schön, dass Du heute in Hamburg mit anderen Schülern für das Klima gekämpft hast. Für Deinen Einsatz gebührt Dir und all den jungen Leuten größter Respekt! Doch es gibt etwas, dass Ihr anders machen müsst.
Weil Ihr unsere Zukunft klaut
So richtig euer Kampf für die Zukunft ist, so sehr nervt die Art und Weise, wie ihr zu Werke geht. Immer sind die anderen schuld. Wir die Opfer, ihr die Täter. Die Politiker, die nichts machen. Die Erwachsenen, die Eure Zukunft versauen. Auch ich gehöre zu den alten, weißen Säcken, die an allem Schuld sind. Und ich habe Verständnis, wenn Du der Masse zurufst: «Wir werden die Schule weiter bestreiken, bis sie etwas tun.»
Nur, weißt Du was, liebe Greta? Ihr Kinder seid auch Teil des Problems. Wir ALLE sind es – und zwar vom ersten bis zum letzten Tag unseres Lebens. Ohne Unterlass verbrauchen wir Energie und tragen zur Zerstörung der Welt bei. Auch Eure Markenklamotten, Eure Handys, die ständigen Posts bei Facebook und Instagram (gerade die!), der Einkauf beim Discounter, Eure Touren durch Europa zur Rettung der Welt. All das ist der wahre Grund, warum Ölfirmen unentwegt bohren, Chinesische Fabrikarbeiter Hand-Daddel-Automaten schrauben und stinkige Containerschiffe das Zeugs durch die ganze Welt transportieren.
Die bösen Kapitalisten
Klar, die bösen und Geld-geilen Kapitalisten bereichern sich und können den Hals einfach nicht voll kriegen. Aber hast Du Dir schon einmal überlegt, wer das Sennheiser Mikrofon gebaut hat, in das Du gesprochen hast? Die Züge, die Dich von Schweden überall hin bringen? Die Kameras, die Dich filmen? Ich gehe jede Wette ein, dass viele Deiner Mitstreiter vor oder nach Deiner Rede erst mal bei Starbucks gegenüber einen Coffee-To-Go oder bei Mackes ’nen Burger reingezogen haben.
Mehr Ehrlichkeit, bitte
Für Euren Mut habt Ihr jungen Leute den allergrößten Respekt verdient; und ich würde sofort 1000 Euro an euch spenden, wenn ihr nur aufhören würdet, immer mit dem Finger auf andere zu zeigen. Sagt einfach: «WIR ALLE tragen zur Zerstörung der Welt bei. WIR sind gefangen in diesem System und es ist unendlich schwer, aus dieser Nummer wieder raus zu kommen. WIR können, selbst bei gutem Willen, kaum einkaufen, ohne all diesen Plastikmüll. Ja, und auch WIR fliegen nach Malle und Ibiza. Und es ist ein verdammtes Dilemma, denn Millionen von Arbeitsplätzen hängen an all diesen Produkten dran und niemand möchte in Armut hausen.»
Und dann so: «Ab heute suchen wir gemeinsam nach Lösungen und kreativen Ideen, mit denen wir überzeugen wollen. Mit ganz konkreten Vorschlägen treten wir an die Politik heran und überlegen auch, wie der steigende Wohlstand in Indien und China mit geringst-möglicher Zerstörung der Umwelt gelingen kann – denn auch diese Menschen haben ein Recht auf soziale Gerechtigkeit und den Luxus, der für uns Erste-Welt-Gören ganz normal ist. Legen wir los!»
Viele Grüße, Oliver Schömburg (Olliwaa)