Corona: Diese Stille!

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Corona: diese Stille

Während qualvoll an Covid-19 gestorben oder bis zur Total-Erschöpfung geschuftet wird, schlafe ich morgens aus und genieße die Ruhe.

Ja, es ist moralisch verwerflich. Und mir tun diejenigen Leid, die gerade ersticken, sich zu Tode arbeiten, oder deren Existenz über den Jordan geht. Kann sein, dass mich das eine oder andere davon morgen selbst heimsucht.

Aber: für Leute wie mich, deren Wohlbefinden umgekehrt proportional zur Anzahl der Leute um sie herum ist, ist der erzwungene Corona-Lockdown das Paradies. Diese Stille!

Lauter, voller, unerträglicher

Vollgequetschte Busse und Züge, aus allen Nähten platzende Bahnhöfe, quäkende Durchsagen, Auto- und Fluglärm, Gesabbel, Geklapper, Gerumpel, Gequietsche, Rastlosigkeit, Termine, durchgetaktetes Leben.

Moment mal, Leben?

Leiser, leerer, erträglicher

In der Woche mit der Familie frühstücken, Vogel-Gesang, ein täglicher Spaziergang, frische Luft, Sonne im Gesicht, zur Hauptverkehrszeit leere Straßen, von zuhause arbeiten, kein Pendeln, Zeit zum Basteln, Zeit für Yoga, Zeit zum Innehalten.

Moment mal, Zeit?

Krise

Leerer Himmel über Deutschland
Leerer Himmel über Deutschland/ (c) Flightradar24.com

Die Corona-Pandemie hatte nach heutiger Erkenntnis ihren Ursprung in Wuhan. Daher scheint es passend, das chinesische Wort für Krise in Augenschein zu nehmen:

危机 (Wéijī)

Dieses Wort setzt sich aus zwei Elementen zusammen: Das eine bedeutet Gefahr und das andere Chance oder Gelegenheit!

Chance

Ungewissheit über die Zukunft, keine sozialen Kontakte, Existenzängste – wer hält das dauerhaft durch?

Von den Verwerfungen und Kollateralschäden, die eine wirtschaftliche Komplett-Abschaltung hervorruft, wage ich gar nicht zu sprechen. Die gefeuerte Näherin in Bangladesch wohl auch nicht.

Ein bisschen der gekannten Normalität darf bitte wiederkommen. Doch muss es der gleiche, ungebremste und laute Irrsinn sein, wie zuvor?

Es wäre die Gelegenheit, dort wo von allem zuviel ist, zu reduzieren.

Es wäre die Gelegenheit, dort wo von allem zu wenig ist, zu steigern.

Es wäre die Gelegenheit für Umwelt- und Tierschutz.

Es wäre die Gelegenheit für moderates witschaftliches Wachstum.

Es wäre die Gelegenheit für körperliche und psychische Gesundheit.

Es wäre die Chance für eine weltumspannende Utopie:

Balance.

2020, Oliver Schömburg (Olliwaa)

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