#FridaysForFuture: Vorbild China?

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#FridaysForFuture: Vorbild China?

China ist größter Umwelt-Sünder der Welt. Dieses Image dürfte sich in einem Jahrzehnt überholt haben.

Seit 17 Jahren beobachte ich die Entwicklung Chinas am Beispiel Shanghai. Während sich noch vor ein paar Jahren am Smog verhangenen Pudong Airport das Gefühl von Atemnot einstellte, ist der Himmel bei der Ankunft inzwischen meist blau.

Grün und leise

Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt fällt auf, dass in letzter Zeit tausende Bäume gepflanzt wurden. Früher dreckiges Brachland, heute Wälder, Parks und Blumenparadiese – soweit das Auge reicht. An mancher Stelle sieht man die Straße vor lauter Grün nicht mehr.

Alles grün
Früher Matsch- und Dreckloch, heute Miniwald

In der Metropole sind nahezu alle Zweitakt Motorräder und Mofas durch Elektro-Scooter ersetzt worden. Es kommt noch besser: die Anmeldung eines Autos mit Verbrennungsmotor kostet zehntausend(!) Euro und mehr, ein Nummernschild ist kaum zu bekommen. Neubesitzer von Elektro-Autos erhalten ihr grün-weißes Öko-Kennzeichen dafür kostenlos. Entsprechend viele E-Mobile schnurren schon über den Asphalt. In manch futuristischem Wohnviertel befördern Batterie betriebene Elektrobusse ihre Fahrgäste.

Grünes Nummernschild: Elektroauto Chinesischer Marke

Wo gibt’s denn sowas: ganze Straßen Abschnitte werden gesperrt und in Parkanlagen verwandelt. Diesseits und jenseits des Huangpu Flusses sind beeindruckende 45km Wander- Rad- und Erholungswege nach allen Regeln chinesischer Gartenkunst entstanden.

Das permanente und penetrante Hupen von Autos und Mopeds wurde unter Strafe gestellt und Straßen mit feinstem Flüsterbeton versehen. Die Luft ist nicht nur viel besser geworden, es ist auch wunderbar leise. Nicht schlecht für ein Dorf mit 26,3 Millionen Einwohnern.

Noch nicht am Ziel

Sicher hat China noch einen langen Weg vor sich und die angewendeten Methoden mögen zuweilen zweifelhaft sein. Andererseits machen Chinesen keine halben Sachen. Darin liegt eine große Chance.

Ein gigantisches Potential sehe ich im Austausch der Fenster. Selbst neue Wohnanlagen werden nur mit Einfachverglasung ausgestattet; Dämmung Fehlanzeige. Kein Wunder, dass der Stromverbrauch exorbitant hoch ist, wenn jede Familie eine Klimaanlage benötigt.

Klimaanlagen und Einfachverglasung
Einfachverglasung und kleine Kästen an der Wand: Klimaanlagen

Und das Plastik. Die Verbrauchsmengen an diesem Teufelszeug sind jenseits von Übel und Böse. Allein ein 100g Joghurt kommt mit verschweißtem, klappbaren Kunststoff-Löffel daher, der auf dem Alu-Deckel klebt. Darüber befindet sich ein durchsichtiger Hartplastik Deckel. Damit dieser nicht abfällt, ist das gesamte Ensemble nochmal mit Folie umwickelt.

Hoffnung

Tausend weitere Umweltsünden ließen sich aufzählen. Doch scheint es, dass sich China bereits so sehr selbst vergiftet hat, dass Umweltschutz zu einer Frage des Überlebens geworden ist. Zumindest in den Großstädten. Die Ansätze dazu ermutigen.

Sauber, grün und blauer Himmel
Sauber, grün und blauer Himmel

Extrapoliert auf die nächsten zehn Jahre prophezeie ich dem Land eine Vorbildfunktion. Der Rest der Welt wird dagegen alt aussehen. Wie gesagt, wenn China etwas macht, dann in so gigantischen Dimensionen, dass einem schwindelig wird. Im Negativen, wie im Positiven.

Neubepflanzung
Neubepflanzung zwischen Flughafen und Innenstadt

Die Sonne geht im Land der Mitte nicht nur sechs Stunden früher auf als bei uns. Auch mahlen die Mühlen hier extrem schnell. Das Werk ist vollbracht noch bevor Deutsche Rede-Experten bei Anne Will ihren Platz eingenommen haben.

2019, Oliver Schömburg (Olliwaa)

P.s.: Siehe auch: Och nö, Greta

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